Chronik-Text - Stadeltheater Lauingen e. V.

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Die Gründung des Stadeltheaters Unterthürheim e. V. geht auf das Jahr 1973 zurück. Zum Aufgabengebiet von Leo Schmitt als Dozent an der damaligen Pädagogischen Hochschule Augsburg gehörte auch das Fach "Darstellendes Spiel". Studenten, die unter seiner Leitung in der "Kellerbühne" Theater spielten, wurden auch die ersten Theatermitglieder des "Stadeltheaters Unterthürheim", die - mit einem Kreis Gleichgesinnter - den Stadel neben dem Wohnhaus von Leo Schmitt in Unterthürheim in den kommenden Jahren mit viel Idealismus nach und nach zum "Stadeltheater" ausbauten. Daneben wurde natürlich Theater gespielt. Der "Umzug" und - sinnigerweise "Das Großfeuer" von Karl Valentin - waren die ersten Stücke, mit denen das Theaterspiel im Stadeltheater 1973 seinen Anfang nahm, und ein echtes Großfeuer war es, das 1985 dem ein Ende setzte. Wie der Spielplan zeigt, war das Repertoire ziemlich anspruchsvoll. "Horribilicribrifax" 1981 von Andreas Gryphius, das als unspielbar galt, wurde in der Neubearbeitung von Rosl Schmitt zu einem Kassenschlager, ebenso die ursprüngliche "Bettleroper" 1978 mit neuer Musik von Meinrad Schmitt. Der Dichter des Zusamtales, Alois Sailer, schrieb 1976, eigens für das Stadeltheater den "Bairischen Hiasl", ein besonders erfolgreiches Stück mit Lokalkolorit. Mit dem Stück "Kaiser Joseph II und die Bahnwärterstochter" 1984 von Fritz von Herzmanovsky-Orlando in der Originalfassung gab es sogar eine deutsche Uraufführung.

Während der Herbstsaison 1985, in der die Nestroyposse "Die beiden Nachtwandler" auf dem Programm stand, brannte am Sonntagnachmittag, dem 29. September, um 15.30 Uhr, der Theaterstadel eine Stunde vor Beginn der Vorstellung in kürzester Zeit bis auf die Grundmauern nieder. Im Saal des Gasthauses "Schwarzer Adler" in Binswangen wurde die Spielzeit mit eiligst neugemalter Behelfsdekoration und Behelfsbühne - die Kostüme wurden beim Brand gerettet - zu Ende geführt. Auch im folgenden Jahr 1986 war dieser Saal nochmals Notquartier. Auf zwei gegenüberliegenden Spielflächen, mit einem Laufsteg verbunden, agierten die Schauspieler in der Goldoni-Komödie "Der Lügner".

In der Zwischenzeit reiften auch die Pläne für den Wiederaufbau des Stadeltheaters am früheren Standort in Unterthürheim. Der Traum eines eigenen Theaters war sehr schnell ausgeträumt. Zwar waren die nötigen Pläne fix und fertig, aber die Schwierigkeiten bei der Finanzierung brachten das Projekt letztlich zu Fall. Selbst die Gründung eines Trägervereines "Freunde des Stadeltheaters" konnte das Scheitern des Projektes nicht verhindern. Der letzte Ausweg, in der Großgemeinde Buttenwiesen durch die Anmietung und alleinige Benutzung des ehemaligen Kinos zu bleiben, scheiterte. Als niemand mehr an einen neuen Theaterraum glaubte - man studierte schon Prospekte für Zelte -, kam plötzlich eine Offerte aus Lauingen.

In Eigeninitiative hatten Jürgen Arnhardt und Dragica Abram-Arnhardt (Vorstand bis 1992) im Januar 1987 Verhandlungen mit Lauingens Bürgermeister Georg Barfuß aufgenommen. Der war begeistert, das Theater nach Lauingen zu bekommen. Die Verhandlungen mit der Stadt Lauingen verliefen äußerst positiv, so dass bereits im Sommer alles unter Dach und Fach war. Das Stadeltheater übernahm auf Erbpacht und als alleiniger Hausherr die "alte Turnhalle" am Wittelsbacherplatz als neuen Standort. Die Pläne für die Sanierung wurden in kürzester Zeit erstellt und die Arbeit und Kosten zwischen Stadt und Theaterverein verteilt. Die Bauleitung wurde Herrn Karl-Heinz Rommel von der Stadt Lauingen übergeben. In den folgenden Monaten wurde nicht nur die gesamte Elektrik vollkommen neu verlegt, auch die Toiletten wurden erneuert; anstelle der alten Ölöfen wurden Gasöfen installiert, Garderoben, Nebenräume und Vorraum nach den Bedürfnissen des Theaters eingebaut. Eine aufsteigende Zuschauertribüne mit gesponserten gepolsterten Kinositzen verschaffte auch hier, wie im alten Theater, sehr gute Sicht auf die Bühne. Jedes Jahr wird wieder in eine bessere Technik, Garderobe und Bühnenbau investiert. Eine Drehbühne, welche in den Bühnenboden eingebaut ist, ermöglicht den schnellen Bühnen-Umbau.

Neben den Aus- und Umbauten liefen parallel dazu bereits die Proben für das Eröffnungsstück "Der böse Geist Lumpazivagabundus" von J. N. Nestroy. Am 19. Juni 1988 hatte mit diesem Stück das Stadeltheater erstmals Premiere in Lauingen . Im Jahre darauf, 1989, wagte sich das Ensemble an zwei Stücke, konzipiert für den Innenhof des Rathauses als Freilichtaufführung "Capitano Bonbardon", eine Komödie im Stil der Commedia dell'arte nach Plautus und Lenz, und im Stadeltheater eine Posse von Ödon von Horvath "Hin und Her" mit ungewollten Zeitbezügen (Öffnung der Grenzen - Fall der Mauer!).

1990 brachte man zwei Pocci-Komödien "Das Eulenschloß" und "Die Zaubergeige" auf die Bühne des Stadeltheaters und als Gastspiel anläßlich der schwäbischen Theatertage, ins Stadttheater Weißenhorn.

Das Volksstück "Doctor Johann Faust" nach alten Puppenspieltexten zeigt das Spektrum der Spielvorlagen. Im alten Stadel ein großer Erfolg.

Aufwändige Bühnentechnik In der spielfreien Zeit wurde und wird das Theaterangebot mit Gastspielen bereichert, so 1991 das Romanistentheater mit Stücken von Tardeau, das Werkspielseminar der Uni Augsburg mit Molieres "Der Arzt wider Willen". Im Sommer 1991 wirkte das Stadeltheater bei den Feierlichkeiten zur 200-Jahrfeier des Lauinger Rathauses mit. Zusammen mit den Stadträten wurden Szenen zum Rathausbau aufgeführt. Die Bürgermeister und Stadträte von 1991 zeigten ihre "Vorfahren" vor genau 200 Jahren. Im Herbst 1991 ging im Stadeltheater "Der Diamant des Geisterkönigs", eine Zauberkomödie von Ferdinand Raimund über die Bühne. Im Herbst 1992 wurden mit "Einen Jux will er sich machen" von Johann Nepomuk Nestroy, die bisher höchsten Zuschauerzahlen erreicht (24 Aufführungen). 1993 stand "Don Gil von den grünen Hosen" von Tirso de Molina auf dem Spielplan. In der Barockzeit wurde dieses Stück in den Innenhöfen (Corrals) von Madrid aufgeführt. Der Zuschauer konnte im Innenhof des Lauinger Rathauses die reizvolle Atmosphäre nachvollziehen. "Die Gauneroper" von Vaclav Havel sorgte 1993 für ein volles Haus. 1994 inszenierte Leo Schmitt "Der Herr von Pourceaugnac" eine Posse mit Gesang von J. B. Moliere.

Im Rahmen der Schwäbischen Theatertage, die 1995 im Lauinger Stadeltheater stattfanden, kamen die "Fasnachtskomödien" von Hans Sachs zur Aufführung. Des weiteren spielten noch sechs andere Gastbühnen Stücke wie "Dinner der Köpfe" (Romanistentheater, Augsburg), "Der Prozess um des Esels Schatten" (Patientenbühne des BKH Günzburg), "Die Physiker" (Theater i. d. Frauentorstraße, Augsburg), "Felizitas" (Spielkreis Pfaffenhofen), "Der bayerische Jedermann" (Aichach Volkstheater) und "Wer glaubt schon an Engel" (Jugendtheater Martinszell). 1995 kam mit "Der Bauer als Millionär" ein Zauberspiel mit Gesang von Ferdinand Raimund im Stadeltheater. Erstmals arbeitet Leo Schmitt hier beim Bühnenbild mit einer Großprojektion. Die Farbigkeit der künstlerischen Bühnenbilder hinterließ beim Publikum einen bleibenden Eindruck und bestätigt die VielfaIt seiner Schaffenskraft. 1996 wurde mit dem "Gestiefelten Kater" ein satirisches Lustspiel von und nach Ludwig Tieck inszeniert.

Ein großer Erfolg war 1997 die Posse mit Gesang von J. N. Nestroy "Der Talisman" oder "Die Schicksalsperücken". MacKenzie, ein anerkannter englischer Nestroyforscher, bescheinigte Leo Schmitt bei einem Theaterbesuch eine hervorragende Inszenierung und dem ganzen Ensemble eine tolle Leistung, welche die Schauspieler mit sichtlichem Stolz entgegennahmen. 1998: "Die Gaunereien des Scapino", ein Stück von Moliere im Stile der Comedia del Arte. In diesem Jahr wurde für den Herbst noch ein zweites Stück inszeniert "Die lustigen Weiber von Windsor" ein Stück von William Shakespeare. 1999: "Polly", oder "Die Bataille am Bluewater Creek", ein Stück von John Gay - Musik Andre Asriel. "Polly" ist der zweite Teil der Bettleroper.

Im Sommer des Jahres 2000 gab's "Horribilicribrifax" von Andreas Gryphius im Rathaus-Innenhof. Die Besonderheit dieser Inszenierung: es wurde einmal im Burkhardt'-schen-Stadel in Unterthürheim anlässlich des Jubiläumsjahres vor ca. 280 Besuchern aufgeführt. Im Herbst 2000 wurde "Die gefesselte Phantasie", Zauberkomödie von Ferdinand Raimund gespielt.

2001 waren die Dillinger Kulturtage mit dem Thema "Lebensträume" an der Reihe. 5 Sketche wurden von Leo Schmitt inszeniert und dann im Stadeltheater uraufgeführt. Danach gab's "Volpone" von Ben Jonson. 2002 wurde "Die Bettleroper" nach einer Bearbeitung von Meinrad Schmitt mit dessen Musik aufgeführt.

Zahlreiche Gastspiele aus der Kleinkunstszene wie "Die Wellküren", "Mehlprimeln", Rudi Zapf, "Pochende Herzen", "Viola tricolor", "Alvaro Solar", "All swing BigBand", Couplett-AG", Zaubernachmittag, Familienkonzert für Kinder mit der "Streicherakademie Schwaben" u.v.m. finden begeisterte Zuschauer. Mittlerweile wurde das Stadeltheater zu einer gut ausgestatteten Bühne ausgebaut. Von jeder Produktion wurden im Schnitt achtzehn Aufführungen gespielt.

Mit Wolfgang Bender hatte das Stadeltheater einen exzellenten Fachmann für die Elektronik. Er zeichnete für die gesamte Bühnentechnik verantwortlich. Durch seine hervorragende Arbeit als Elektroniker hat das Stadeltheater eine moderne Beleuchtungs- und Tonanlage. Unterstützt wurde er von Leonhard Egger und Roland Kraus. Heute zeichnen sich Andreas Kratzer, welcher zur Zeit seinen Zivildienst in Bolivien zelebriert, und Florian Rauscher als Beleuchter verantwortlich. Im Bühnenbau sind besonders Peter Müller "rund ums Holz" und Gerhard Rieß "Speziallkonstruktionen" zu nennen.

Im Juni 2005 verstarb unser Künstlerischer Leiter und Motor Leo Schmitt. Er hinterließ eine große Lücke, die so wohl nie zu füllen sein wird. Aber wir werden das Theater in seinem Willen weiterführen!

Vorstände in der Lauinger Zeit waren Dragica Abram-Arnhardt, (bis 1992), Peter Frey (bis 1999) und Otto Killensberger. Die Verantwortlichen haben eine Menge zu tun, um anfallende Verwaltungsaufgaben zu bewältigen und den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.

Man kann sagen: das Stadeltheater hat sich in Lauingen längst etabliert. Durch den großen Einsatz an freiwilligen Leistungen der Vorstandschaft und jedes einzelnen Ensemblemitglieds sowie durch die Förderung der Stadt Lauingen und der Wirtschaft ist der Fortbestand gesichert - machen Sie doch mit!

 
 
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